15. Oktober 2006

Rückblick auf die Veranstaltung "Das Ende des fossilen Regimes"

Im Rahmen der Werkstattgespräche referierte am 13.10.2007 Elmar Altvater, Professor für Politikwissenschaft an der FU Berlin, über die Perspektiven der globalisierten Wirtschaft am Ende des fossilen Zeitalters.

Altvater gab in seinem Referat einen Überblick über die Entwicklung des globalisierten Kapitalismus und beschrieb den engen Zusammenhang der industriellen Entwicklung mit der Nutzung von Kohle, Gas und vor allem Öl. Die Grenzen der Verfügbarkeit fossiler Energieträger und die aus ihrer Verbrennung resultierenden Klimafolgen bezeichnete er als äußeren Anstoß für den notwendigen Übergang vom „fossilen Kapitalismus“, wie wir ihn kennen, in eine solidarische Gesellschaft mit einem erneuerbaren Energieregime.

Höhepunkt überschritten

„Das Öl geht zur Neige. Wir wissen zwar nicht genau, ab wann es nicht mehr verfügbar sein wird, aber Vieles deutet darauf hin, dass der Höhepunkt der weltweiten Ölförderung noch in diesem Jahrzehnt überschritten wird“, stellte Altvater fest und wies darauf hin, dass mit knapper werdendem Öl und hoher Nachfrage die Abhängigkeit von Importen für alle Industrieländer, vor allem aber für Entwicklungs- und Schwellenländer, zu einem riesigen Problem werde.


Die Konfliktträchtigkeit der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zeige sich im immer härter werdenden Kampf um die Ressourcen, aber auch beim Umgang mit den Emissionen, vor allem mit den Treibhausgasen. Der Treibhauseffekt bedrohe die Sicherheit der Menschen in aller Welt, gefährde die Nahrungsmittelversorgung und habe darüber hinaus bereits kalkulierbare ökonomische Kosten, weil die Zahl der extremen Wetterereignisse in aller Welt zunehme.

Solidarische erneuerbare Energieträger
In sozialen Bewegungen, die zu Alternativen zur kapitalistischen Marktgesellschaft heranreifen, sieht Altvater die Chance zum Übergang zu einem sozial und ökologisch verträglicheren Wirtschaften. Aus Verantwortung gegenüber kommenden Generationen fordert Altvater die rasche Wende zu einem solidarischen System auf Basis erneuerbarer Energieträger. „Die fossilen Energien müssen sehr schnell durch erneuerbare Energien ersetzt werden, denn das Zeitfenster ist aufgrund des Umstands, dass der Scheitelpunkt der Ölförderung sehr bald erreicht sein wird, nicht mehr lange offen. Parallel dazu muss aber die soziale Prägung des Kapitalismus angepasst werden. Damit wird der Kapitalismus nicht von einem Tag auf den anderen verschwinden wie der real existierende Sozialismus im Verlauf einer „samtenen Revolution“, aber er wird ein anderer Kapitalismus sein als der, den wir kennen.“

Adi Groß: Rascher Ausbau notwendig
In seiner Stellungnahme zum Referat von Elmar Altvater bestätigte Adi Groß, der Geschäftsführer des Energieinstituts und Energiebeauftragte des Landes, die Notwendigkeit des raschen Ausbaus der erneuerbaren Energien. Er verwies auch auf die Aktivitäten des Landes, wie die Ausrichtung der Wohnbauförderung an ökologischen und energetischen Kriterien sowie auf die Erfolge beim Ausbau von Solaranlagen und Biomasse.

In der anschließenden lebhaften Diskussion wurde von den zahlreichen Zuhörern vor allem das neue österreichische Ökostromgesetz kritisiert und ein verstärktes Bemühen um eine effizientere Energienutzung eingefordert.